Datenräume in der Energiewirtschaft – Neuer dena-Bericht zeigt am Usecase Redispatch 3.0 die Voraussetzungen für souveränen Datenaustausch

Die Digitalisierung ist ein entscheidender Baustein für die Dekarbonisierung des Energiesystems. Der sektorübergreifende Datenaustausch kann den Transformationsprozess beschleunigen und die Markteffizienz erhöhen. Um die notwendigen Strukturen für einen effizienten und sicheren Datenaustausch zu erproben, wurde im Projekt dena-ENDA (ENergy DAta Space) eine Referenzarchitektur für einen Energiedatenraum entwickelt und umgesetzt.

Berlin, 25. April 2024. Das Future Energy Lab, das Pilotierungs- und Vernetzungslabor für Digitale Technologien der Deutschen Energie-Agentur (dena), hat in Kooperation mit der ifok GmbH, Bonn Consulting, Fraunhofer FIT und innogence business consulting ein Projekt zur Etablierung von Datenräumen in der Energiewirtschaft umgesetzt. Unter dem Titel „dena-ENDA“ wurde dabei ein Energiedatenraum realisiert, der anhand des Anwendungsfalls Redispatch 3.0 einen interoperablen Datenaustausch ermöglicht. Heute wurde der Bericht „Grundlagen und Bedeutung von Datenräumen für die Energiewirtschaft“ zum Projekt veröffentlicht. Zentrales Ergebnis ist, dass sich ein sicherer digitaler Ende-zu-Ende-Austausch von Energiedaten zunehmend als ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die notwendige Sektorenkopplung auf dem Weg zur Dekarbonisierung der Energiewirtschaft erweist. Eine wichtige Erkenntnis, die aus dem Projekt gezogen werden kann ist, dass für den weiteren Erfolg von Datenräumen im Energiesektor der Mehrwert von Datenräumen für die Stakeholder aufgezeigt werden muss. Die Potenziale für das Monitoring, die Steuerung und eine digitale Nachweisführung in den Netzgebieten durch automatisierte Prozesse mithilfe von Datenräumen sind groß.

Philipp Richard, Leiter Digitale Technologien und Start-up Ökosysteme bei der dena, betont: "Mit dem Projekt verfolgen wir im Future Energy Lab weiter konsequent den Weg, mit innovativen Vorhaben den digitalen Umbau des Energiesystems zu unterstützen. Mit dem gewählten Anwendungsfall Redispatch 3.0 richtet das Projekt den Blick in die Zukunft, um heute schon den Lösungsraum und die Herausforderungen zukünftiger Entwicklungen abschätzen zu können. Die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse sind eine wichtige Wissensgrundlage und eignen sich hervorragend für den weitergehenden Erfahrungsaustausch mit Verteil- und Übertragungsnetzbetreibern. Dafür stehen wir als Future Energy Lab gerne zur Verfügung und es freut uns mit den beteiligten Akteuren zeigen zu können, dass es geht."

Entwicklung und Implementierung eines Gaia-X und IDSA konformen Datenraumes

Mit dem Pilotprojekt wurde erstmals ein Datenraum im deutschen Energiesektor eingerichtet und damit an einem konkreten Anwendungsfall gezeigt, wie der souveräne und sichere Austausch von Energiedaten mit Hilfe eines Datenraums realisiert werden kann. Dabei wurde eine Gaia-X und IDSA konforme Referenzarchitektur für einen deutschen Energiedatenraum entwickelt und umgesetzt. Für die Bereitstellung der dafür notwendigen Echtzeitdaten aus dem Verteilnetz konnten die Netzgesellschaft Niederrhein mbH (NGN) zusammen mit der PSInsight GmbH gewonnen werden. Das Pilotprojekt hat Grundlagen geschaffen, die in aktuelle Projekte zu Datenökosystemen wie dem Use Case Energie im Rahmen des Dateninstituts oder dem Energiedatenraumprojekt energy data – X einfließen können.  Es hat zudem gezeigt, dass noch große Hürden bestehen, was die Standardisierung und Qualität der vorhandenen Daten sowie die Bestimmung von klaren Verantwortlichen für das Thema Datenmanagement in den Unternehmen betrifft.

Analyse von Anwendungsfällen und Auswahl des Use Cases Redispatch 3.0

Vor dem Hintergrund der Energiewende und der Notwendigkeit, weitere Flexibilitätsoptionen im Energiesystem zu erschließen, war es das Hauptziel des Projekts, einen Anwendungsfall für den souveränen Datenaustausch zwischen verschiedenen Akteuren zu entwickeln und damit die Vorteile eines Energiedatenraums zu demonstrieren. Eine Reihe von Anwendungsfällen wurde durch ein Expertengremium analysiert und anhand von unterschiedlichen Kriterien wie Relevanz für die Energiebranche, Umsetzbarkeit oder Anschlussfähigkeit bewertet: Am Ende dieses Prozesses wurde der Show Case Redispatch 3.0 als Weiterentwicklung der Redispatch-2.0-Maßnahmen zur Umsetzung ausgewählt.  In Zusammenarbeit mit den verschiedenen Akteuren, z.B. Verteilnetzbetreibern, Anlagenbetreibern oder Servicedienstleistern wurden technische Fragestellungen geklärt und eine Datenraum-Architektur entwickelt.

Handlungsempfehlungen für Politik und Wirtschaft

Der Bericht enthält zudem Handlungsempfehlungen, die für die Umsetzung von interoperablen und souveränen Energiedatenräumen notwendig sind. Zu den wichtigsten Handlungsempfehlungen, die im Bericht genannt sind zählen weiterhin die Forcierung des Rollouts intelligenter Messsysteme und die konsequente Digitalisierung der Verteilnetze als infrastrukturelle Grundlage für Energiedatenräume. Hier sind die Verteilnetzbetreiber und Messstellenbetreiber auf der Grundlage des Gesetzes zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende (GNDEW) gefragt, die digitale Basis auszubauen. Zudem müssen Daten-Governance-Fragen konkretisiert und Festlegungen getroffen werden, um künftig Interoperabilität über verschiedene Datenräume und Sektorgrenzen hinweg zu gewährleisten.

Über das Future Energy Lab

Mit dem Future Energy Lab hat die Deutsche Energie-Agentur (dena) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) einen Raum geschaffen, in dem Digital- und Energiewirtschaft zusammenkommen. Ziel ist es, als Pilotierungslabor und Denkwerkstatt neue Technologien sowie regulatorische Ansätze für die Sektoren Strom, Wärme und Mobilität zu testen, um die Energiewende voranzutreiben. Das Future Energy Lab dient als Plattform, um die Zusammenarbeit aller Branchenakteure zu bündeln und schafft für Start-Ups einen Kreativplatz für innovative Lösungsentwicklungen.

Weitere Informationen unter: https://future-energy-lab.de