Energiesprong on tour: Serielle Sanierung in Berlin

03.04.2024 - Mit Blick auf das Ziel eines klimaneutralen Gebäudebestands im Jahr 2045 übernehmen innovative Konzepte wie das serielle Sanieren nach Energiesprong-Prinzip eine wichtige Funktion. Kristina Zimmermann, Teamleiterin Innovation & Transformation bei der dena, stellt Beispielsanierungen im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Energiesprong on tour“ vor.

Kristina Zimmermann, Teamleiterin Innovation & Transformation bei der dena / Foto: Hoffotografen

Serielle Sanierungen nach dem Energiesprong-Prinzip können die Wärmewende im Gebäudebestand enorm beschleunigen. Mit einem digitalisierten Bauprozess und vorgefertigten Elementen für Fassaden, PV-Dächer und Plug&Play-Energiemodulen werden Gebäude deutlich schneller als bisher hocheffizient saniert. Die dena setzt sich mit ihrem Marktentwicklungsteam dafür ein, dass diese Schlüsseltechnologie zügig in der Breite verfügbar wird. Dazu bündelt sie die Nachfrage, stärkt den Wissenstransfer, vernetzt Vorreiterinnen und Vorreiter, screent Innovationen und gibt Impulse zur Weiterentwicklung sowie für optimale Rahmenbedingungen.

Ein Baustein hierfür ist das Exkursionsformat „Energiesprong on tour“, zu dem die dena am 20. März nach Berlin eingeladen hat. Rund 80 Interessierte nutzten die Chance, serielles Sanieren live zu erleben, einen Blick hinter die Fassaden fertiggestellter Verwaltungs-, Schul- oder Wohngebäude zu werfen und die Best Practices & Lessons Learned mit den beteiligten Akteuren zu diskutieren. Insgesamt konnten folgende zum Teil noch im Bau befindliche, zum Teil bereits fertig gestellte Projekte besichtigt werden.

Premiere: Erste seriell sanierte Feuerwache

In Charlottenburg lässt die Berliner Immobilienmanagement (BIM) die deutschlandweit erste Feuerwache seriell sanieren. Die Sanierung ist Teil ihres InnoLabs, mit dem die BIM zukunftsweisende Themen vorantreibt und als neuen Standard etabliert. Geplant von ZHN Architekten erhält das Gebäude eine aus 86 Fassadenelementen bestehende neue Gebäudehülle. Die Module werden inklusive Dämmung, Fenstern, Sonnenschutz und Lüftung vom Holzbauspezialisten Sieveke im Werk vorgefertigt, per LKW auf die Baustelle transportiert und dort nur noch montiert. Diese „fliegenden“ Fassaden und die Montage vor Ort konnten die Teilnehmenden in Echtzeit verfolgen. Mit dem innovativen Sanierungsverfahren verkürzt sich die Erneuerung der Gebäudehülle von mehreren Monaten auf wenige Wochen.

Tierpark Verwaltungsgebäude: Reused, recycled, refurbished

Der DDR-Plattenbau aus den 60er Jahren war marode und sollte eigentlich Platz für einen Neubau machen. Beim Sichten der alten Pläne wurde schnell klar, dass es sich um einen für damalige Zeiten hochinnovativen Skelettbau handelte, der sehr gut umnutzbar ist. Mit diesem Wissen entschied sich der Tierpark für eine Revitalisierung. Das nach den Plänen von ZRS Architekten realisierte Projekt wurde nicht nur mit vorgefertigten Fassadenelementen seriell saniert, sondern auch nach zirkulären Prinzipien geplant. 

Apartmenthaus: Vom Worst- zum Top-Performer

Das Apartmenthaus in Berlin-Tempelhof wurde bereits 2013 mit seriell vorgefertigten Fassadenelementen saniert – als eines der ersten Wohngebäude in Deutschland. Bei der Sanierung suchten die Architekten Schaller Sternagel in Kooperation mit dem Büro Hildebrandt Lay nach neuen Wegen, um das ineffiziente 60er-Jahre-Gebäude innerhalb kürzester Zeit in ein Passivhaus zu verwandeln. Man entschied sich für eine serielle Sanierung, die in rund vier Monaten abgeschlossen wurde. Den im Vergleich zu einer konventionellen Sanierung damals noch höheren Investitionskosten stehen Ersparnisse im längerfristigen Betrieb gegenüber: Das Fassadensystem ist quasi wartungsfrei. Die Heizkosten konnten bis zu 70 Prozent reduziert werden. Weitere Einsparungen wurden durch Solarthermie und eine dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung erzielt. 

Großes Potenzial bei Schulen, Sporthallen & Kita: Sanierung in den Sommerferien

Auch viele Schulen, Sporthallen und Kitas sind für eine serielle Sanierung geeignet. Da sich der Großteil der Arbeiten von der Baustelle ins Werk verlagert, können sie im Idealfall sogar innerhalb der Ferien umgesetzt werden. Ein wichtiger Pilot auf dem Weg dahin ist die serielle Sanierung einer Grundschule in Berlin-Marienfelde: Nach dem vom Büro Dörr Ludolf Wimmer in Kooperation mit Felix Dechert Architekten geplanten und von Sieveke Holzbau ausgeführten Sanierungskonzept aus vorgefertigten Fassadenelementen in Holztafelbauweise, dezentralen Lüftungsgeräten und Erdwärmesonden sank der Energieverbrauch der Grundschule aus dem Jahr 1971 um mehr als 80 Prozent.

Weiterführende Links: