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Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie: Was steht drin?

04.08.2023 - Nationale Wasserstoffstrategie – Bundesregierung schärft Zielbild für den Hochlauf der deutschen Wasserstoffwirtschaft. Philipp Heilmaier, Bereichsleiter vom dena-Fachbereich Zukunft der Energieversorgung, gibt einen Überblick über das Update der NWS.

Philipp Heilmaier, Bereichsleiter Zukunft der Energieversorgung / Bild: Götz Schleser

Das Kabinett hat am 26. Juli 2023 die mit Spannung erwartete Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) beschlossen. Sie trägt dem gestiegenen Ambitionsniveau auf dem Weg zur Klimaneutralität und den veränderten An- und Herausforderungen Rechnung, die aus dem russischen Angriffskrieg resultieren.

Im Vergleich zur ersten im Juni 2020 veröffentlichten Fassung präzisiert die überarbeitete Strategie die Bedeutung von Wasserstoff in den verschiedenen Sektoren und spezifiziert die Maßnahmen zum Aufbau eines nachhaltigen Wasserstoffmarkts im Zeitverlauf bis 2030 und darüber hinaus.

Priorisierte Einsatzfelder für Wasserstoff

Die Strategie fokussiert bis 2030 den Einsatz von Wasserstoff und seinen Derivaten. Dies bezieht sich vor allem auf Anwendungen in der Industrie, aber auch im Verkehrssektor – insbesondere bei schweren Nutzfahrzeugen sowie zunehmend auch im energie- und emissionsintensiven Luft- und Schiffsverkehr. Der direkte Einsatz von Wasserstoff zur Wärmeerzeugung im Gebäudesektor ist nur nachgeordnet und wenn, dann erst nach 2030 vorgesehen.

Neben dem Ausbau erneuerbarer Energien und dem damit einhergehenden Netzausbau sind auf dem Weg zur Klimaneutralität 2045 auch gesicherte Erzeugungskapazität notwendig, mit denen Dunkelflauten, Erzeugungs-schwankungen und Verbrauchspeaks aufgefangen werden können. Um Systemsicherheit bei überwiegend volatiler Stromerzeugung auf Basis erneuerbarer Energien zu gewährleisten, können flexibel steuerbare Wasserstoff-Kraftwerke künftig erheblich zur Stabilisierung eines leistungsfähigen und flexibleren Stromnetzes beitragen.

Ziel für inländische Elektrolysekapazität bis 2030 wird verdoppelt

Angesichts des hohen erwarteten Bedarfs an und zur Stärkung der deutschen Industriestandorte und Technologie-Führerschaft soll der Ausbau der inländischen Elektrolysekapazitäten im industriellen Maßstab schnell angekurbelt werden. Das nationale Elektrolyse-Ausbauziel zur Erzeugung von grünem Wasserstoff wird, wie schon im Koalitionsvertrag vereinbart, von 5 auf mindestens 10 GW im Jahr 2030 erhöht.

Bedarfsdeckung durch heimische Produktion, Schiffsimporte und per Pipeline

Die weltweiten Klimaschutz-Bemühungen werden die Wasserstoffnachfrage in den kommenden Jahrzehnten enorm steigen lassen. Das NWS-Update geht davon aus, dass der Wasserstoffbedarf in Deutschland bis 2030 bei 95 bis 130 TWh liegen wird.

Eine immer wichtigere Rolle spielt dabei der Einsatz von Wasserstoff-Derivaten wie Ammoniak, Methanol oder synthetischen Kraftstoffen. Der größere Teil der Bedarfe wird aufgrund der begrenzten inländischen Erzeugungspotenziale schon 2030 über Importe gedeckt werden, kurzfristig zum großen Teil schiffsbasiert.

Wasserstoffnetz von 1.800 km verbindet Produzenten mit Verbrauchern

In Deutschland soll ein Fernleitungsnetz entstehen, um Wasserstoff von den Produktionsstätten und Häfen zu den Industrie- und Kraftwerksstandorten zu bringen, an denen er gebraucht wird. Spätestens 2028 sollen 1.800 Kilometer Leitungen den Wasserstoff durchs Land transportieren. Eine Importstrategie für Wasserstoff soll die Verfügbarkeit aus dem Ausland zusätzlich absichern.

Damit wird ein klares Signal gesetzt, dass Deutschland weltweit als Kooperations- und Technologiepartner zur Verfügung steht, Lieferketten aufgebaut werden und sich gleichzeitig auch zu ambitionierten Nachhaltigkeitsstandards für Wasserstoff bekannt wird.

Gerade Nachhaltigkeitsstandards leisten ihren Beitrag durch Projekte zu einer sozial-ökologischen Transformationen in den Partnerländern.

Bewertung und Ausblick

"Als vielseitige Energieträger sind Wasserstoff und seine Derivate wie Ammoniak oder Methanol neben der Energieeffizienz, dem Ausbau der erneuerbaren Energien und der Elektrifizierung eine der zentralen Säulen für die Dekarbonisierung des Energiesystems – und damit für das Erreichen der Klimaschutzziele.

Mit der lang erwarteten Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie schärft die Bundesregierung ihr Zielbild für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland. Nun geht es an die konkrete Umsetzung, und dafür müssen wir gemeinsam und Hand in Hand arbeiten."