Konsequent Umsetzen

Agri-PV in Deutschland: Von zarten Pflänzchen zur breiten Skalierung auf dem Feld?

09.11.2023 - Agri-Photovoltaik (Agri-PV) birgt große Potenziale, sowohl für die Produktion von Energie als auch für die Mehrfachnutzung von Flächen. Doch wie lässt sich Agri-PV konsequent umsetzen? Der dena-Arbeitsgebietsleiter für Erneuerbare Energien Tibor Fischer gibt einen Einblick.

Tibor Fischer, Leiter Arbeitsgebiet Erneuerbare Energien / Bild: Götz Schleser

Mit dem Markthochlauf der Agri-PV besteht in Deutschland die Chance, neben der Energiewende auch die Agrarwende zu stärken. Auch wenn aktuell unter 20 MWp (Megawatt Peak) in Deutschland installiert sind, gehen Beobachter in den kommenden Jahren von einem starken Wachstum auf bis zu 1 GWp (Gigawatt Peak) aus. Das würde dann einer Verfünfzigfachung ausgehend vom jetzigen Markstatus entsprechen. Dabei werden aller Voraussicht nach sowohl Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG)-geförderte als auch ungeförderte Anlagen eine zentrale Rolle beim Ausbau von erneuerbaren Energien spielen.

Bedeutung von Agri-PV

Denn die Agri-PV schafft Mehrwerte, die nicht nur in der Energieerzeugung begründet liegen, sondern auch den Wandel der Landwirtschaft hin zu nachhaltigeren Produktionsweisen unterstützen. Energiewende und Agrarwende gehen hier Hand in Hand. Gleichzeitig
adressiert die Agri-PV ein Spannungsfeld direkt: Über die Mehrfachnutzung der Fläche ist es möglich, sowohl Strom zu erzeugen als auch die landwirtschaftliche Nutzung aufrecht zu erhalten. 85 bis 90 Prozent der Fläche können weiter genutzt werden.

Flächennutzung durch Agri-PV

Gleichzeitig stärkt die Mehrfachnutzung der Fläche die Akzeptanz des weiteren PV-Ausbaus, da die Nutzungskonkurrenz sichtbar aufgehoben wird. Neben den üblichen Pachtzahlungen profitieren landwirtschaftliche Betriebe aber auch direkt, denn je nach System bietet die Agri- PV Kulturpflanzen Schutz vor extremen Witterungseinflüssen. So können beispielsweise negative Folgen des Klimawandels über den Schattenwurf der Anlagen abgemildert oder die landwirtschaftliche Produktion auf Erzeugnisse abgestellt werden, die Deutschland bisher vor allem importiert. Damit ist der Energieertrag der Anlagen nicht mehr der alleinige Einkommensfaktor, denn die Anlagen ermöglichen es Landwirtinnen und Landwirten höhere Einnahmen zu generieren oder Ausgaben zu senken.

Potenziale von Agri-PV

Bisher ist Deutschland in Europa und international noch kein zentraler Wachstumsmarkt für die Agri-PV. Länder wie Frankreich oder Italien, weisen aktuell höhere installierte Kapazitäten auf. Ein Markthochlauf bietet jedoch auch der PV-Branche die Möglichkeit, über neue innovative Konzepte insgesamt von dieser Entwicklung zu profitieren. Denn auch international stehen die Zeichen auf ein neues Wachstum auf dem Feld: Schätzungen gehen aktuell von rund 14 GWp aus. Dies entspricht in etwa der installierten PV-Leistung in Großbritannien.

Dabei zielt auch das aktuell in der Diskussion befindliche PV-Paket der Bundesregierung auf eine optimierte Förderung des Agri-PV ab.

Damit es bei der Agri-PV nicht bei einem „Feldversuch“ bleibt, sondern die Mehrwerte tatsächlich auch in die Breite getragen werden, hat die dena in Zusammenarbeit mit Becker Büttner Held Rechtsanwälte, der Elysium Solar GmbH und dem Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) ein Impulspapier erstellt, das grundlegende Informationen zu den Chancen und Herausforderungen auf 22 Seiten zusammenfasst.